Geflüchtete stehen in Deutschland vor vielen Herausforderungen – eine der größten ist der Zugang zum Arbeitsmarkt. Das Malteser Jobmentoring bietet hier gezielte Unterstützung: Ehrenamtliche begleiten Geflüchtete individuell und helfen ihnen, Sprachbarrieren zu überwinden, Bewerbungsunterlagen zu erstellen oder sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Dabei entsteht oft weit mehr als eine Mentoring-Beziehung – echte Verbindungen und gegenseitiges Lernen auf Augenhöhe.
Das Jobmentoring umfasst fünf Module, von denen sich Freiwillige je nach Interesse und Zeitkapazität für eines oder mehrere engagieren können:
– Sprachpatenschaften: Üben von aktivem Sprechen, Lesen und Schreiben
– Computerkurs: Basiskenntnisse, Bewerbung per E-Mail, Nutzung von Word
– Nachhilfe: Unterstützung beim Schulabschluss oder in der Ausbildung
– Bewerbungsbegleitung: Hilfe bei der Erstellung von Lebenslauf und Anschreiben sowie bei der Stellenrecherche
– Vorstellungsgesprächstraining: Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche
Warum es das Jobmentoring braucht
Ohne die ehrenamtliche Unterstützung gäbe es das Projekt in seiner jetzigen Form nicht. Es wird maßgeblich von 150 bis 160 Freiwilligen getragen, darunter viele Akademiker:innen. Besonders die Bewerbungsbegleitung sowie die Sprachpatenschaften sind stark nachgefragt.
Die Geflüchteten erreichen das Malteser Jobmentoring über Mundpropaganda, Online-Kanäle oder Vermittlungen durch das Landratsamt und Migrationsberatungen. Ihre Motivation ist hoch: Sie wollen eine Aufgabe, Struktur und finanzielle Unabhängigkeit – und damit ein selbstbestimmtes Leben in Deutschland führen. Die Unterstützung der Ehrenamtlichen gibt ihnen nicht nur fachliches Wissen, sondern auch das Gefühl, gesehen und wertgeschätzt zu werden.
„Es ist klar, dass diese Menschen Hilfe brauchen. Entscheidend ist die Motivation: Wenn jemand zu mir kommt und sagt, er will arbeiten, dann helfe ich natürlich“, erklärt Monika Heck, Koordinatorin des Jobmentorings.
„Es ist super schön, wenn man sieht, dass man wirklich etwas bewirken kann.“
Ein Gewinn für beide Seiten
Ehrenamtliche erleben die Arbeit als Jobmentor als enorm bereichernd. Sie lernen nicht nur Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kennen, sondern erhalten auch Einblicke in neue Perspektiven. „Die Arbeit mit Ehrenamtlichen macht großen Spaß“, erzählt Monika Heck. „Ob 17-jährige Schüler:innen oder 80-jährige Rentner:innen – sie alle bringen ihre eigenen Erfahrungen mit und bereichern unser Projekt.“ Neben der direkten Unterstützung gibt es für Ehrenamtliche regelmäßige Fortbildungen sowie Austauschabende, um sich untereinander zu vernetzen. Viele Freiwillige berichten, dass sie nicht nur helfen, sondern selbst inspiriert und beschenkt aus den Begegnungen gehen.
Erfolgsgeschichten aus dem Jobmentoring
Die positive Wirkung des Projekts zeigt sich in vielen bewegenden Geschichten: Eine geflüchtete Frau aus dem Iran, die zuvor einen der wenigen Online-Shops ihres Landes betrieb, absolviert aktuell eine Weiterbildung im Bereich E-Commerce, um in Deutschland einen neuen Start zu wagen. Ein junger Mann aus Afghanistan durchlief jedes Modul des Jobmentorings – mit Erfolg: Er bestand seine Prüfung, wurde übernommen und konnte sich mit Unterstützung der Ehrenamtlichen eine neue Wohnung suchen.
„Geflüchtete sind nicht nur dankbar für Weiterbildung, sondern auch für den Kontakt“, erzählt Monika Heck. „Viele sind alleine hier, und deshalb freuen sie sich unglaublich, wenn sie einmal in der Woche jemanden zum Reden haben. Manchmal geht es gar nicht nur um den Job – es geht um das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.“ Viele Geflüchtete äußern auch den Wunsch, der Gesellschaft etwas zurückzugeben – ein Teilnehmer aus Sierra Leone drückte es einmal so aus:
„Ich brauch unbedingt eine Arbeit, weil ich Steuern zahlen will. Ich will Deutschland was zurückgeben“
Mitmachen und unterstützen
Wer sich für das Malteser Jobmentoring engagieren möchte, erhält eine umfassende Einführung und Begleitung. Der Einstieg beginnt mit einem Kennenlerntermin, bei dem Interessen und Erwartungen abgeklärt werden. Anschließend wird eine passende geflüchtete Person vermittelt, und es folgt ein erstes Treffen. Die Zeitgestaltung kann sich das Tandem aus Mentor und Mentee selbst so legen, wie es ihnen passt.