Naturwissenschaften als Brille, die Welt zu betrachten
Es war die Leidenschaft für Chemie und der Wunsch, Kindern die Begeisterung für technische Themen bereits früh mitzugeben, die Agnieszka Spizewska auf die Idee brachte, Little Lab zu gründen. Vor allem Mädchen und Kinder aus sozial benachteiligten Familien finden schwer Zugang zu den Naturwissenschaften und Technik – denn gerade für sie könnte das ein Sprungbrett in aussichtsreiche Berufe sein.
Nur, klassische Didaktik weckt keine Begeisterung. Kinder wollen die Welt spielerisch entdecken. Was hilft es, wenn ein Kind weiß, was Strom ist und einen Stromkreis zeichnen kann, aber dann nichts mit dem Wissen anfangen kann? Little Lab gibt den Kindern die Möglichkeit, selbst eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen, kleine Roboter und Elektroautos zu bauen oder chemische Experimente zu machen.
„Für mich sind Naturwissenschaften eine Brille, durch die man die Welt betrachtet und verstehen lernt – sie nimmt der Welt nicht die Schönheit, aber viel von den Ängsten und der Manipulierbarkeit.“
„Das Verständnis für Naturwissenschaften und Technik macht unser Leben einfacher, gesünder und auch kritischer“, bestätigt Agnieszka Spizewska.
Feste Klassen, gelegentliche Workshops und ein Kreativlabor von Little Lab
Die Menschen, die sich bei Little Lab engagieren, sind mit Leidenschaft dabei – ein Funke, der auf die Kinder überspringt. Es gibt Workshops zu Biologie, Physik oder Mikrobiologie, aber es gibt auch die Möglichkeit, sich regelmäßig in Klassen zu engagieren. Einmal wöchentlich wird dort mit Kindern zwischen 6 und 11 Jahren gemischt, erhitzt, gelötet und geschraubt. Die leuchtenden Kinderaugen und die lauten Ohs und Ahs sind den Ehrenamtlichen Belohnung genug. Diese lautstarke Begeisterung erklingt seit September 2023 auch im Freihamer Kreativlabor von Little Lab, wo Kinder Freizeit am Experimentiertisch verbringen können.
Mädchen und Technik – das passt zusammen!
Vor allem Mädchen möchte Agnieszka Spizewska erreichen. Nur 18% der Mädchen in Realschulen entscheiden sich für den naturwissenschaftlichen Zweig (Münchner Bildungsbericht). Dabei stecken gerade für sie in den MINT-Themen so viele Chancen auf einen stabilen, guten Beruf.
„Meine Erfahrung mit einer Realschul-Arbeitsgruppe war prägend: die Kinder hatten wenig Selbstwertgefühl, waren sehr schnell frustriert und haben Misserfolge persönlich genommen.“
Mit Little Lab will sie früher ansetzen und die Faszination weitergeben, die sie selbst als Teenager motiviert hatte, ganze Wochenende im Chemielabor zu verbringen. Die Erfolge – etwa in der Anna-Frank-Realschule – sprechen für sich: über 30% der Mädchen entscheiden sich für den MINT-Zweig.
Die Kinder lieben Schleim
Ein Teil davon ist sicherlich auf den „Unterricht“ von Little Lab zurückzuführen. Das absolute Lieblingsexperiment ist Schleim machen, eine nicht unkomplizierte, aber tolle chemische Reaktion. Diese Eintrittskarte in die Welt der Kunststoffe hat u.a. die Ingredienzien Natron, Kontaktlinsenflüssigkeit, Polyvinylalkohol (im Flüssigkleber). Die Kinder sind mit Begeisterung dabei – und erinnern sich noch lange. „Ich habe nach einem halben Jahr nach den Bestandteilen gefragt und ein kleines Mädchen rief wie aus der Pistole geschossen ‚Polyvinylalkohol‘. Ich habe mich so gefreut!“ erinnert sich Agnieszka Spizewska.
Ihr Herzenswunsch ist es, mehr Engagierte zu finden, die gerne ihr technisches und naturwissenschaftliches Wissen weitergeben.
„Viele von uns haben so viel Glück im Leben gehabt und sollten denen helfen, die eine schlechtere Ausgangssituation haben. Viele Kinder könnten mit etwas Unterstützung so unendlich viel mehr erreichen.“