Wenn sich Eltern trennen, dann leiden die Kinder oft am meisten.
Können sich die zerstrittenen Eltern dann nicht auf eine Umgangsregelung einigen, geht häufig der Kontakt zwischen dem Kind und seinem getrennt lebenden Elternteil ganz verloren. Dies zu vermeiden, ist das Anliegen des Teams der Münchner Einrichtung Begleiteter Umgang. Die Einrichtung Begleiteter Umgang/Begleitete Übergabe wurde 1995 vom Verein für Fraueninteressen e.V. gegründet und ermöglicht Kindern den Kontakt zum getrennt lebenden Elternteil, in einem sicheren Rahmen, zu haben. Anja Faber ist seit 2014 für das Projekt tätig. Seit März 2022 hat die Sozialpädagogin die stellvertretende Leitung übernommen.
Wir achten darauf, dass die vereinbarten Regeln eingehalten werden.
Damit die Umgänge für Eltern wie Kinder gut funktionieren, gibt es feste Regeln. Dazu gehört z.B., dass sich der Vater oder die Mutter, wenn sie sich in den Räumen des Begleiteten Umgangs treffen, nicht negativ über den abwesenden Elternteil äußern, dem Kind nichts zuflüstern und es nicht ausfragen. Denn das Kind soll nicht negativ beeinflusst oder in einen Loyalitätskonflikt gebracht werden. Pünktlichkeit ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. „Die Treffen sollen im Hier und Jetzt stattfinden.“ erklärt Anja Faber, „Unsere ehrenamtlichen Begleiter:innen sind bei den Treffen wie ein Schatten des Kindes, immer da wo das Kind ist und achten darauf, dass es ihm gut geht.“ Die Regeln für den Begleiteten Umgang bespricht Anja Faber mit den Eltern beim ersten Kennenlernen. Wenn das Erstgespräch gut verlaufen ist, schließt sie mit den Eltern eine detaillierte Vereinbarung ab. Den Begleiter:innen dient diese Vereinbarung später als Basis, um auf das Wohl des Kindes zu achten.
Der Begleitete Umgang bietet Ruhe und Sicherheit
Aktuell sind zehn Begleiter:innen dafür da, die Umgänge und Übergaben zu begleiten. Sie unterstützen 17 Familien mit insgesamt 24 Kindern. Diese sind zwischen 0 und elf Jahren alt. Die Organisation unterstützt den Kontakt zwischen Eltern und Kindern zum Teil über Jahre. „Ohne uns würde es oft keinen Kontakt zum anderen Elternteil geben.“ berichtet Anja Faber. Den Kindern gibt der Begleitete Umgang Sicherheit, um den Kontakt zu Vater oder Mutter langsam wieder aufzubauen. Oftmals reisen die Eltern von weither an, um sich mit ihren Kindern in den Räumen der Einrichtung am Isartor zu treffen. Den Familien stehen dafür zwei gut ausgestattete Spielzimmer zur Verfügung. Wenn es die Vereinbarung erlaubt, findet der begleitete Umgang auch auf einem Spielplatz statt.
Wenn die Kinder eine gute Zeit haben mit dem getrenntlebenden Elternteil, ist das für die Begleiter:innen auch eine positive Erfahrung.
Anja Faber ist in den Niederlanden geboren und hat dort schon für das Jugendamt gearbeitet. Sie hat also viel Erfahrung mit den besonderen Herausforderungen, die die in der Regel hoch strittigen in Trennung lebenden Eltern mitbringen.
Das Büroteam organisiert und koordiniert die Umgänge und Übergaben und bereitet die Eltern und Kinder in einem Erstgespräch darauf vor. Dank der Unterstützung der Begleiter:innen kann dann der Umgangskontakt starten. Das Team versucht, für jede Familie die passende Begleitung zu finden. Die Einrichtungsleiterin berichtet von einem besonders berührenden Erlebnis: „Zwischen einem dreijährigen Kind und seinem Vater hat es lange keinen Kontakt gegeben. Das Kind hat den Vater beim ersten Treffen fast gar nicht erkannt. Bei uns haben sich die beiden dann langsam kennengelernt. Der Vater hat nach dem Umgang vor Freude geweint.“
Freiwillige werden dringend gesucht
Der Begleitete Umgang sucht weiter Freiwillige – Frauen wie Männer. Diese können gerne auch berufstätig sein, denn die Umgänge finden auch am Abend oder Wochenende statt. Termine sind wöchentlich oder auch alle zwei Wochen möglich. Für alle, die neu dabei sind, gibt es eine intensive Einarbeitung und eine kostenfreie Weiterbildung vom Deutschen Kinderschutzbund. „Alle sechs Wochen treffen sich die Haupt- und Ehrenamtlichen zu einem Austausch und Supervision“, berichtet Anja Faber. „Uns ist es sehr wichtig, dass unsere Begleiter:innen gut unterstützt werden bei ihrer wertvollen ehrenamtlichen Tätigkeit in unserer Einrichtung.“