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Bayerisches Rote Kreuz

Senior:innen beim Schriftverkehr unterstützen
Frau mit offenem Ringbuchordner
Foto: TATENDRANG

Organisations Profil:

Engagement-Bereiche:

Seniorinnen und Senioren

Einsatzart:

langfristig und regelmäßig

Webseite:

Möglichst lange und selbstbestimmt zuhause leben zu können – das ist der Wunsch vieler Senior:innen. Doch das Sortieren der Post, der Umgang mit Behördenbriefen und wichtigen Unterlagen ist für manche eine große Herausforderung. Deshalb gibt es seit 2018 das Post-Paten-Projekt in allen Münchner Stadtteilen. Post-Pat:innen besuchen ältere Menschen in ihrer Wohnung, strukturieren Dokumentenablagesysteme und unterstützen beim Schriftverkehr.

Post-Paten und -Patinnen bringen Struktur in den Schriftverkehr von Senior:innen

Welcher Brief ist wichtig? Was kann in den Papierkorb? Was muss ich beantworten und wie? Nicht nur Senior:innen tun sich oftmals schwer damit, Behördenbriefe zu verstehen und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Doch mit zunehmendem Alter, nachlassender Sehkraft und oftmals auch mangelnder Unterstützung aus dem sozialen oder familiären Umfeld können sich unwichtige Werbesendungen und wichtige amtliche Schreiben zu einer scheinbar unüberwindlichen Papierflut entwickeln.

Ordnung und Struktur in das Papierchaos bringen in diesen Fällen ehrenamtliche Post-Patinnen und -Paten. Eine Post-Patin oder ein Post-Pate unterstützt eine:n Senior:in beim Öffnen, Vorlesen, Sortieren und Ablegen der Post. Gemeinsam besprechen und bearbeiten sie offizielle Schreiben und stellen Unterlagen für Anträge wie beispielsweise die Krankenversicherung zusammen.

postpateschaft brk

Post-Paten-Projekt für ganz München

Post-Pat:innen werden in München von fünf Wohlfahrtsverbänden ausgebildet, darunter das Bayerische Rote Kreuz sowie der Israelitischen Kultusgemeinde. Ansprechpartner für Senior:innen wie auch Freiwillige sind die Beratungsstellen für ältere Menschen und ihre Angehörigen. Jede Beratungsstelle deckt bestimmte Stadtteile ab. Die Beratungsstelle des BRK-Kreisverbands beispielsweise vermittelt Post-Patenschaften im Süden und Süd-Westen Münchens, im Lehel, der Ludwigsvorstadt, der Isarvorstadt sowie in Harlaching und Untergiesing. Das Post-Patenprojekt gibt es seit 2018.

Markus Brucker ist beim BRK Koordinator des Patenprojekts. Er berichtet von einer zunehmenden Vereinsamung älterer Menschen. „Angehörige sind häufig nicht vor Ort und es gibt kein soziales Netz mehr wie früher,“ erklärt er.

Die Seniorinnen und Senioren im Post-Patenprojekt müssen voll geschäftsfähig sein. Sie sind aber häufig gebrechlich, sehen schlecht und sind nicht mehr so mobil.

An die Beratungsstelle wenden sich Angehörige von Senior:innen, Betroffene selbst oder auch Mitarbeiter:innen von Alten- und Service-Zentren und anderen Fachdiensten, wenn sie einen Unterstützungsbedarf sehen.

ehrenamtskoordinator beim brk
Ehrenamtskoordinator Markus Brucker für Postpatenschaften | Foto: TATENDRANG

Markus Brucker und seine Kolleg:innen statten einen Erstbesuch ab und prüfen, welche Hilfe notwendig ist. Anschließend bemüht sich das Team, möglichst wohnortnah eine:n ehrenamtliche:n Post-Pat:in zu finden. „Wir setzen auf kurze Wege,“ erklärt der Freiwilligen-Koordinator, „damit unsere Freiwilligen ihre Zeit möglichst sinnvoll bei unseren Klient:innen nutzen können.“

Gut informiert ins Ehrenamt

Angehende Post-Pat:innen müssen vorab an einem Einführungskurs teilnehmen. Hier stehen Themen wie Sozialsysteme, Kommunikation, Abgrenzung, Rechtliches u.v.m. auf dem Programm. Die Weiterbildungen finden in Zusammenarbeit mit dem Münchner Bildungswerk (MBW) zwei Mal im Jahr an fünf Abenden mit je drei Stunden statt. Zusätzlich zur Schulung müssen die Ehrenamtlichen ein einfaches polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
Beim ersten Kennenlernen des Post-Paten-Tandems ist Markus Brucker dabei. Danach können beide entscheiden, ob sie gemeinsam das Thema Post angehen wollen. „Bei Fragen und Problemen bin ich immer da“, erklärt er. Zusätzlich zu den Schulungen bietet der Projektkoordinator den Post-Pat:innen zwei Mal im Jahr einen Erfahrungsaustauschrunde an. Einmal im Jahr trifft sich das Hauptamtlichen-Team mit den Ehrenamtlichen zu einem Klausurtag. Hier stehen auch inhaltliche Themen auf dem Programm.

Schritt für Schritt gemeinsam durch das Papierchaos

Den Senior:innen im Post-Patenprojekt fällt es in der Regel schwer, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, oft wird alles durcheinander in einem Karton gesammelt. Die Pat:innen bringen deshalb zuerst einmal Struktur in die Papierstapel, legen Ordner an und sortieren aus. Wichtige Schreiben wie Briefe von der Krankenkasse, der Beihilfe, Behörden oder den Stadtwerken werden gemeinsam angeschaut. Die Korrespondenz wird schrittweise zusammen erledigt.

„Zu Beginn besuchen die Post-Paten die Senior:innen in der Regel einmal in der Woche,“ erklärt Markus Brucker. „Sobald einmal Ordnung herrscht, genügen in der Regel Besuche ein- bis zweimal im Monat.“ Bei einigen Senior:innen ist nach ein paar Besuchen die Aufgabe erledigt und die Post-Pat:innen übernehmen den nächsten Fall. Bei anderen ist eine längerfristige Unterstützung erforderlich. Den zeitlichen Umfang ihres Engagements können die Ehrenamtlichen absprechen.

Wer Ordnung liebt, ist hier richtig

Aktuell sind 18 Freiwillige aktiv. Doch der Bedarf an Unterstützung ist groß. „Die Senior:innen sind dringend auf Hilfe angewiesen,“ betont Markus Brucker. Doch was macht eine:n gute:n Post-Patin aus? Der Freiwilligen-Koordinator nennt Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen, Geduld mit älteren Menschen und Kommunikationsstärke.

Die Freiwilligen sollten Freude daran haben, Unterlagen zu sortieren, gemeinsam Ablagesysteme zu entwickeln und Ordnung in lose Kartonagen-Buchhaltungen zu bringen.

Die Senior:innen sind für die Unterstützung sehr dankbar. Der unerledigte Schriftverkehr löst nicht länger Gefühle von Angst und Überforderung aus. Sie freuen sich über die persönliche Ansprache durch die Post-Pat:innen, die sich mehr Zeit nehmen und ganz individuell auf ihre Bedürfnisse eingehen können. „Die Freiwilligen erfahren Wertschätzung und Anerkennung für ihr Engagement,“ betont Markus Brucker, „und für viele ist es ein gutes Gefühl, wenn sie Ablagesysteme geschaffen haben, mit denen man gut arbeiten kann.“

Senior:innen ermöglichen zuhause zu leben

Markus Brucker schätzt an seiner Aufgabe, dazu beizutragen, gesellschaftliche Missstände abzumildern, für Menschen da zu sein, die über kein soziales Netz verfügen und sich überfordert fühlen. „Wir freuen uns, wenn wir die guten Ergebnisse der Freiwilligen sehen,“ erklärt er.

Unsere Autorin Renate Volk
Autor:in: Renate Volk
Gespräch vom: 28.11.2023

Ehrenamts-geschichten über die Organisation

Als Post-Patin des BRK ältere Menschen unterstützen

Elisabeth – 73 Jahre

Postpatin Elisabeth
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