Als Post-Patin des BRK ältere Menschen unterstützen

Yahya – 40 Jahre

Postpatin Elisabeth

Podcast

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Als Post-Patin ist Elisabeth seit drei Jahren aktiv. Nach ihrem Renteneintritt war sie auf der Suche nach einem Engagement, das ihr Zeit und Flexibilität lässt und an ihre früheren Aufgaben im Beruf anknüpft. Struktur und Ordnung in Dinge zu bringen, macht ihr Freude. Durch die Postpatenschaft hat Elisabeth viel über die Schicksale anderer Menschen gelernt. Die Aufgabe erfüllt sie und gibt ihr das Gefühl, etwas Positives bewirken zu können.

Elisabeth sortiert Post in einen Ordner
Elisabeth heftet die Post ab | TATENDRANG
Was hat Dich dazu motiviert, freiwillig aktiv zu werden?

Ich war 45 Jahre berufstätig und zuletzt 20 Jahre Verwaltungsleiterin eines großen Forschungsinstitutes. Da hatte ich nie Zeit, mich zusätzlich freiwillig zu engagieren. Mit Beginn meines Ruhestands wollte ich das ändern und meine neu gewonnene Zeit und meine Kompetenz im Organisieren nutzen, um anderen zu helfen. Ich hatte von der Freiwilligen-Agentur TATENDRANG in der Zeitung gelesen und mich über das umfassende Angebot in einem Beratungsgespräch informiert. TATENDRANG hat mir vielfältige Möglichkeiten zum ehrenamtlichen Engagement angeboten, aus denen ich entsprechend meiner Stärken und Neigungen auswählen konnte.

Ich war überrascht von all den Angeboten, die es in einer Stadt wie München gibt! Wichtig war mir, dass der zeitliche Umfang des Engagements zu meinem Alltag passt. TATENDRANG gab mir zudem den Tipp, darauf zu achten, dass die Anfahrtswege nicht zu lang sind, da dies sonst einem Engagement langfristig eher im Weg stehen kann.

Wo engagierst Du Dich und was machst Du dort genau?

Mir war wichtig, dass ich in meinem Ehrenamt das, was ich gerne mache, nämlich Organisieren, und meine Fachkenntnisse aus dem juristischen und aus dem Verwaltungsbereich, einbringen kann. Es macht mir besonders viel Spaß, Dinge zu erledigen. Dabei sehe ich mich als Generalistin ohne festen Themenschwerpunkt.
Durch TATENDRANG bin ich auf eine interessante Aufgabe gestoßen: die Post-Patenschaft. Ehrenamtliche Post-Pat:innen helfen Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen schwertun, ihre Post zu sortieren, diese Papiere richtig einzuordnen und/oder ein privates Ablagesystem zu installieren oder zu verbessern. Das Projekt sprach mich sofort an, da die Einsätze sowohl langfristig als auch zeitlich begrenzt möglich sind, z.B. nach einem Sterbefall, der viel Bürokratie nach sich zieht.
Das Münchner Bildungswerk hat mich an fünf Seminarterminen für meine Aufgabe als Post-Patin geschult. Ich habe dabei zum Beispiel gelernt, wie ich mit dem Sozialamt oder auch mit der Agentur für Arbeit kommunizieren kann, aber auch viel über Empathie und Möglichkeiten der Abgrenzung erfahren. Ein Vortrag hat die Probleme älterer Menschen beleuchtet – auch das war aufschlussreich für mich und hat mir geholfen, Verständnis zu entwickeln für die Dinge, die anderen nicht so leichtfallen wie mir.

Welchen Gewinn siehst Du für Dich selbst?

Ich wollte nach Renteneintritt nicht untätig sein und der Gesellschaft, von der ich so viel Gutes bekommen habe, etwas zurückgeben. Daher war für mich klar, dass ich gerne ein Ehrenamt ausüben möchte. Am liebsten eines, das mir auch noch Zeit und Flexibilität lässt, meine Rente zu genießen und an meine früheren Aufgaben im Beruf anknüpft. Durch die Postpatenschaften habe ich eine konkrete Aufgabe, bin aber nicht ständig unterwegs und kann auch zwischen langfristigen und kurzen Einsätzen wechseln. Ich lerne viel über die Schicksale von Menschen. Das macht dankbar.

Es ist auch toll, die Dankbarkeit der Menschen zu spüren, denen ich helfe. Das erfüllt mich, und ich habe das Gefühl, etwas bewirken zu können. Wichtig und schön ist auch der Austausch mit anderen Freiwilligen. Mehrmals im Jahr werden wir vom Bayrischen Roten Kreuz als einem der Träger der Postpatenschaften zu Treffen und zu einem Essen eingeladen – als Dank und als Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. Dabei spüre ich Halt und Verbundenheit. Ich fühle mich insgesamt sehr gut aufgehoben und bei meiner Aufgabe als Post-Post-Patin bestens betreut.

Welches Erlebnis, welche Erfahrung war für Dich besonders überraschend oder berührend?

Ich betreue seit 2019 einen blinden Mann, den ich einmal pro Woche für ca. eine Stunde besuche, um ihm bei seiner Post zu helfen. Da die ganze Kommunikation mit den Ämtern noch über Papier-Post läuft, benötigt er meine Hilfe beim Einordnen. Ich kümmere mich um die weitere Administration und helfe manchmal bei der Recherche, z.B. wohin er sich als nächstes wenden kann. Ich fahre nur zehn Minuten mit dem Fahrrad zu meinem Einsatzort, was mir den regelmäßigen Besuch sehr erleichtert. Wir tauschen uns oft auch über Alltagsthemen aus und sind einander ans Herz gewachsen. Irgendwann habe ich begonnen, ihm vom Bäcker um die Ecke einen guten Kaffee mitzubringen, darüber freut er sich sehr und auch mich erfüllt dies mit Freude.
Zu Beginn meiner Tätigkeit als Post-Patin musste ich lernen, wie man Vertrauen zu den Menschen aufbaut, in deren Zuhause man kommt. Ich musste lernen zu respektieren, dass jeder seine eigene Ordnung hat und mein eigenes System für andere nicht das Richtige sein muss. Die meisten Klienten möchten reden und von ihren Problemen berichten. Dafür muss man ein offenes Ohr haben und gleichzeitig lernen, sich abzugrenzen, wenn es mal etwas zu intensiv wird. Ich tauche recht tief in das Leben dieser Menschen ein. Das ist interessant und verändert die Perspektive auf das eigene Leben.
An meinen Ehrenamt mag ich die Kombination aus langfristigen und kurzen Einsätzen. So habe ich kürzlich einer älteren Dame geholfen, ihre sechs Ordner mit Dokumenten auf drei zu reduzieren. Sie wollte einfach etwas Ballast loswerden. Derzeit bin ich pro Woche fünfeinhalb Stunden an zwei Nachmittagen als Post-Patin im Einsatz. Viele der Freiwilligen machen auch „nur“ z.B. eine Stunde pro Woche, weil sie noch berufstätig sind. Alles ist möglich!

Welche Tipps hast Du für andere Menschen, die sich auch engagieren möchten?

Am besten ist es zu überlegen, was man gerne macht. Besser nicht mit etwas beginnen, was man nicht kann und eigentlich auch nicht will. Gerade über TATENDRANG gibt es so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren und etwas für sich Passendes zu finden. Wichtig ist auch, sich regelmäßig um die Aufgabe zu kümmern, bis sie erledigt ist. Das muss nicht jede Woche sein. Ich habe z.B. noch ein Ehrenamt in einem Altenheim, da organisiere ich ungefähr drei Mal im Jahr den Basar.

Als Lesepatin engagiert_Ulrike Kremer
Autor:in: Ulrike Kremer
Gespräch vom: 20.02.2022

Hier ist Elisabeth ehrenamtlich engagiert

Bayerisches Rote Kreuz
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Frau mit offenem Ringbuchordner
Foto: TATENDRANG
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