Im Frauen-Therapie-Zentrum für ein selbstbestimmtes Leben

Stephania
Freiwillige mit grünem Pullover und brauen langen Haaren

Podcast

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Für Stephania ist es selbstverständlich, sich freiwillig zu engagieren. Sie ist Betriebswirtschaftlerin und nun fast fertig mit ihrem zweiten Studiengang zur Gesundheitsmanagerin. Seit ca. einem Jahr engagiert sie sich neben ihrem Abschlussjahr an der LMU und Ihrer Tätigkeit in der Umweltorganisation Leocor als Freiwillige im FrauenTherapieZentrum (FTZ). Dort organisiert sie zusammen mit einer Kollegin vom FTZ – Marlena – einmal im Monat das Sprachcafé. Hier treffen sich Frauen mit Migrationshintergrund in einer gemütlichen Runde zum Kaffee oder Tee, um sich auszutauschen und zu plaudern. Stephania und Marlena bereiten für die Treffen kleine Beschäftigungen und Interaktionen wie Rätsel raten oder Spiele vor. Beim Treffen im März haben die Frauen viel Spaß gehabt, Blumen und Armbänder als Frühlingsgruß zu basteln. So kommen alle ungezwungen ins Gespräch und können beim entspannten Miteinander ihr Deutsch üben.

viele Frauen im sprachcafe im frauentherapiezentrum

Was hat Dich dazu motiviert, freiwillig aktiv zu werden?

Meine Motivation empfinde ich als etwas Natürliches, fast Selbstverständliches in einer funktionierenden Gesellschaft, die auf Solidarität und gesunden Prinzipien beruht. Wahrscheinlich ist dies auch stark geprägt durch mein Aufwachsen in Osteuropa – Rumänien. Hier gehört gegenseitige Hilfe und Engagement zum Alltag, ohne dass viel Aufhebens darum gemacht wurde. Was wir heute Freiwilligenarbeit nennen, war in meiner Kindheit eine einfache und selbstverständliche Handlung. Ich erinnere mich lebhaft daran, wie meine Großmutter mich an die Hand nahm und wir gemeinsam ihre Freunde besuchten. Eine von ihnen war zum Beispiel seit Jahren gelähmt und konnte sich keinen Rollstuhl leisten. Aber ihre Freude über unseren Besuch, auch wenn er nur kurz war, hat mich tief berührt. In solchen Momenten habe ich gelernt, was es heißt, sich um andere zu kümmern – oft reicht es schon, einfach da zu sein, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Wo engagierst Du Dich und was machst Du dort genau?

Generell versuche ich, mich in verschiedenen Bereichen zu engagieren, je nach Bedarf und natürlich auch je nach Zeit, die mir neben Familie, Arbeit und Studium zur Verfügung steht. Am aktivsten und immer wieder gerne bin ich in der Sozialarbeit – z.B. hier im tollen FrauenTherapieZentrum, wo ich zusammen mit einer Mitarbeiterin des Zentrums einmal im Monat ein Sprachcafé für Frauen mit Migrationshintergrund organisiere, um einen kleinen Beitrag zu ihrer langfristigen Integration hier zu leisten.
Das Hauptziel unserer Sprachcafés ist es, einen Raum für Frauen mit Migrationshintergrund zu schaffen. Nicht nur um sie beim Erlernen oder Üben der deutschen Sprache zu unterstützen, sondern auch um einen „safe space“ zu bieten, in dem wir gemeinsam über verschiedene Alltagsthemen ohne den Druck eines klassischen Sprachkurses o.ä. sprechen können.

Unser Angebot ist sehr niederschwellig und jede – egal mit welchem Sprachniveau – ist willkommen. Es gibt Kaffee, Tee, Snacks und gute Laune. Wir spielen Spiele, führen Gespräche, basteln etc. Wir können die Café-Treffs sehr offen und flexibel gestalten, sodass die besten Ideen oft spontan entstehen.

Welchen Gewinn siehst Du für Dich selbst?

Ich habe immer empfunden, dass ehrenamtliche Arbeit ein Geschenk ist, das sich auf dreierlei Weise entfaltet: für die, denen wir helfen, für uns selbst und für die Gesellschaft. Ich durfte wunderbare Menschen kennenlernen, deren Perspektiven meinen Horizont erweitert haben. Es sind Verbindungen entstanden, die in unserer Zeit so wichtig sind. Und die Tatsache, dass die Frauen im FrauenTherapieZentrum immer wieder zu unseren Cafés kommen, macht mich glücklich und zuversichtlich. Der Gedanke, dass jeder die Chance haben sollte, Gutes zu tun, spricht mich persönlich sehr an. Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen darf.

Welches Erlebnis, welche Erfahrung war für Dich besonders überraschend oder berührend?

Der Kontakt mit den Frauen im FTZ ist stets eine Quelle der Inspiration und des Lernens. Die schönsten Augenblicke erlebe ich, wenn wir gemeinsam und spontan lachen. In diesen Momenten lösen sich sprachliche und kulturelle Barrieren auf, und wir erfahren ein reines Miteinander im gegenwärtigen Moment. Probleme, Zeit und sogar Traumata scheinen in dem Moment zu verschwinden. Wir lachen alle in der gleichen Sprache.

Welche Tipps hast Du für andere Menschen, die sich auch engagieren möchten?

Früher habe ich meine Freunde mit dem eindringlichen Appell immer wieder genervt: Ehrenamtlich engagieren! Es wird gebraucht! Inzwischen habe ich meine Herangehensweise und meine Erwartungen angepasst. Wir leben in einer Zeit, in der Hektik und Zeitdruck allgegenwärtig zu sein scheinen, da fällt es schwer, sich Zeit für etwas zu nehmen, das nicht unmittelbar greifbar ist.

Aber meine Botschaft ist einfach: Gebt der Freiwilligenarbeit eine Chance! Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich zu engagieren – für Menschen, Tiere, die Umwelt. Jenseits aller Formalitäten und Bedenken warten Menschen mit offenen Armen. Irgendwo wird sich schon ein Platz finden, an dem man Gutes tun kann. Und selbst wenn die Welt aus den Fugen zu geraten scheint und Krisen uns bedrohen, werdet ihr das Gefühl haben, durch euer Engagement einen Beitrag geleistet zu haben. Am Ende bekommt ihr so viel zurück!

Autor:in: Melina Aulinger
Gespräch vom: 24.03.2025

Hier ist Stephania ehrenamtlich engagiert

FrauenTherapieZentrum – FTZ
Unterstützung für Frauen in schwierigen Lebenssituationen
gruppe frauen trifft sich im sprachcafe des frauentherapiezentrums
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