Mit Mama lernt Deutsch den Spracherwerb ermöglichen

Monika

Podcast

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Monika ist seit sieben Jahren ehrenamtlich tätig und fand ihren Weg in die Freiwilligenarbeit eher zufällig. Ursprünglich lockte eine Anzeige, die jemanden zur Unterstützung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund suchte, ihre Aufmerksamkeit. Obwohl für dieses Engagement keine Ehrenamtlichen mehr gebraucht wurden, öffnete es die Tür zu einer anderen Gelegenheit  „Mama lernt Deutsch„. Als ausgebildete Kinderpflegerin und Orthoptistin nutzt Monika ihre beruflichen Fähigkeiten, um Mütter mit Migrationshintergrund durch die Kraft der Sprache zu unterstützen.

Freiwillige Monika bei Mama lernt Deutsch am Materialschrank
Monika am Materialschrank mit einer Mutter | Foto: Immanuel Rahman
Was hat Dich dazu motiviert, freiwillig aktiv zu werden?

Mein Engagement begann mit einer einfachen Anzeige, die mein Interesse für die Herausforderungen junger Migrantinnen weckte. Da das ursprüngliche Projekt bereits besetzt war, führte mich meine Neugier zu „Mama lernt Deutsch“. Die tiefgehenden Geschichten und die Leidenschaft der Gründerin Riki Überreiter inspirierten mich so sehr, dass ich mit anfänglich zwei, später drei ehrenamtlichen Kolleginnen eine neue Gruppe eröffnete.  Die große Anzahl an Geflüchteten, die 2015 in München ankam, ließ die Nachfrage nach unserem Angebot sprunghaft ansteigen. Dies stärkte meine Motivation weiter, da „Mama lernt Deutsch“ rasch wuchs und immer mehr Frauen erreichte. Die Chance, durch Sprache echte Integration zu fördern und das Motto „Frauen helfen Frauen“ aktiv zu leben, hat mich stetig angetrieben.

Wo engagierst Du Dich und was machst Du dort genau?

Ich engagiere mich bei „Mama lernt Deutsch“, einem Projekt, das Mütter mit Migrationshintergrund beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt. Mein Einsatz findet jeden Freitag von ca. 9:30 bis 11:15 Uhr statt, wobei ich zusätzlich auch organisatorische Arbeiten übernehme. Seit „Mama lernt Deutsch“ Teil des Vereins für Fraueninteressen geworden ist und wir unsere eigene Homepage haben, können wir die „Mamas“ noch direkter anzusprechen und informieren. Die Mütter kommen nun viel regelmäßiger als dies am Anfang der Fall war.

Die Kommunikation mit den Frauen erfolgt über eine spezielle Handy-Gruppe, in der ich die Frauen direkt ansprechen kann. Das erleichtert Zu-, oder Absagen deutlich und ich kann allgemeine Informationen weitergeben bzw. Fragen beantworten.

Jeder Freitag sieht anders aus und die Vielfalt der Inhalte macht jede Sitzung einzigartig. Oft beginnen wir mit Vorstellungsrunden, die immer etwas Bereicherndes haben, weil sie nicht nur verschiedene Kulturen, sondern auch Gemeinsamkeiten hervorheben, die schon den ersten Schritt zur Kommunikation darstellen.

Gemeinsam die deutsche Sprache lernen | Foto: Immanuel Rahman Wir haben ein flexibles Konzept und keinen festen Unterrichtsablauf, was bedeutet, dass wir uns nach den Bedürfnissen der Mütter richten können. Manchmal üben wir Sprechen, manchmal Grammatik, oder wir spielen Spiele wie Memory, was besonders effektiv ist, um Mütter, die noch gar kein Deutsch können, aus sich herauszulocken. Diese Flexibilität ist essenziell, da der Kursverlauf nicht immer gleichmäßig ist und man bereit sein muss, auf verschiedene Charaktere und Bedürfnisse einzugehen. Ferner gehen wir auch auf gewünschte Themen ein, z.B. Kita-, Jobsuche, etc. Ebenso nehmen wir kulturelle, bzw. kirchliche Feste, von beiden Seiten, z.B. Weihnachten, Ramadan, Karneval, etc. als Anlass zum gegenseitigen Verständnis und Austausch.

Welchen Gewinn siehst Du für Dich selbst?

Meine Arbeit besteht aus ganz vielen Kleinigkeiten, die für mich eine persönliche Bereicherung darstellen. Ich arbeite mit Frauen aus rund 30 verschiedenen Ländern, welche aus unterschiedlichen Gründen, nicht nur als Geflüchtete nach Deutschland kommen. Diese Vielfalt öffnet mir täglich neue Perspektiven. Ich gebe nicht nur Sprachunterricht, sondern wir teilen auch unsere Kulturen, was uns allen die Augen öffnet. Die direkten Rückmeldungen der Mütter und die sichtbaren Fortschritte in ihrem Alltag geben mir so viel zurück und machen jede Anstrengung wertvoll.

Zudem hat mich diese Tätigkeit in meiner Fähigkeit, flexibel und empathisch auf unterschiedlichste Situationen zu reagieren, stark gefördert. Es ist oft eine Herausforderung, die vielfältigen Bedürfnisse und Lebensrealitäten der Frauen zu berücksichtigen, aber genau diese Herausforderung macht die Arbeit so lohnend.

Es gibt natürlich auch Durststrecken, doch dann denke ich am Ende des Tages, dass wir es als Team wieder geschafft haben – die Mamas mit ihren Kindern, in Kleingruppen, mit unterschiedlichen Sprachlevels zu unterrichten – und das gibt mir neuen Antrieb. Ich klopfe mir selbst auf die Schulter und erinnere mich, dass man in dieser Art von Arbeit keinen linearen Fortschritt erwarten darf. Die Erwartungen müssen oft heruntergeschraubt werden, aber die vielen kleinen Dinge, die ich zurückbekomme, sind ungemein bereichernd. Man gibt viel, aber was man zurückbekommt, ist oft noch wertvoller.

Welches Erlebnis, welche Erfahrung war für Dich besonders überraschend oder berührend?

Da gibt es einige. Ein tolles Erlebnis war für mich zum Beispiel, als wir anfänglich einen Stadtteilspaziergang in Pasing machten und dabei lokale Kulturstätten wie Kirchen, Moscheen und die Bücherei besuchten. Es war inspirierend zu sehen, wie die Mütter mit solcher Neugier und Begeisterung alles erkundeten und dabei mehr über ihren neuen Wohnort lernten. Einfach mal gemeinsam raus zukommen und die Gegend zu erkunden, war nicht nur eine schöne Abwechslung, sondern hat auch dazu beigetragen, dass die Frauen noch ein bisschen mehr aus sich herausgekommen sind.

UnterrichtsmaterialEin weiteres unvergessliches Erlebnis war die Freundschaft, die sich zwischen einer Grafikerin aus Syrien und einer Mutter aus Sri Lanka entwickelte. Obwohl sie keine gemeinsame Sprache sprachen (in anderen Fällen ist dies oft Englisch), fanden sie über ihre Kinder zusammen. Nett war auch, dass die eine Mama die andere zum Fahrradfahren motivierte; daraus entstand dann eine Freundschaft. Sie entschieden sich, Deutsch zu lernen, um miteinander kommunizieren zu können. Dies zeigte mir auf wundervolle Weise, wie die deutsche Sprache als Bindeglied zwischen unterschiedlichen Kulturen dienen kann.

Ein schönes Projekt war auch die Erstellung eines Kochbuchs mit den Müttern. Wir sammelten Rezepte, fotografierten die Gerichte und tauschten Geschichten aus. Die Bucherstellung erfolgte dann durch die drei Projektleiterinnen, mit Unterstützung des Vereins für Fraueninteressen. Dieser kreative Prozess war nicht nur ein Weg, Sprache zu lernen, sondern auch ein wertvoller Einblick in unterschiedliche Kulturen. Es hat mich daran erinnert, wie wichtig es ist, jedem die Möglichkeit zu geben, seine Geschichte zu teilen.

Welche Tipps hast Du für andere Menschen, die sich auch engagieren möchten?

Wenn ihr darüber nachdenkt, euch ehrenamtlich zu engagieren, ist mein Rat einfach: zögert nicht, fangt einfach an. Es lohnt sich immer, sich einzubringen. Manchmal sehen wir nicht sofort die Ergebnisse unserer Arbeit, ähnlich wie Lehrer es nicht immer sofort sehen können, wenn ihre Schüler Fortschritte machen. Aber über die Zeit macht jeder kleine Schritt einen großen Unterschied.

Durch mein Engagement habe ich Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt und dabei so viel gelernt – nicht nur über andere, sondern auch über mich selbst. Diese Erfahrungen helfen, Vorurteile abzubauen, und man gewinnt neue Perspektiven. Im Ehrenamt gibt man viel, aber man bekommt auch so viel zurück, oft mehr, als man erwartet. Selbst unsere älteste Freiwillige, die mit ihren 83 Jahren immer noch aktiv ist, zeigt, dass das Engagement keine Frage des Alters ist. Die Anerkennung, die wir vier Ehrenamtlichen in der Gruppe (ich bin mit 62 Jahren die jüngste) von den Müttern erhalten, ist einfach herzerwärmend und motivierend.
Lasst euch nicht von Zweifeln aufhalten. Jeder Beitrag zählt, und die Erfahrungen, die ihr sammelt, sind unbezahlbar.

Autor:in: Nicole Metz
Gespräch vom: 10.04.2024

Hier ist Monika ehrenamtlich engagiert

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Mama lernt Deutsch Gruppe | Foto: Immanuel Rahman
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