Als Malteser Jobmentor geflüchteten Menschen neue Perspektiven eröffnen

Rafael

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Nach seinem Eintritt in die Altersteilzeit suchte Rafael nach einer sinnvollen Aufgabe und wurde beim Malteser Jobmentoring fündig. Seitdem unterstützt er Geflüchtete in der PC-Schulung, vermittelt grundlegende digitale Fähigkeiten und hilft bei Bewerbungsprozessen. Ihm gefällt besonders, dass er dabei immer wieder neue Menschen trifft und sie aktiv auf ihrem Weg begleiten kann.

Jobmentor Rafael unterstützt eine Frau am Laptop

Was hat Dich dazu motiviert, freiwillig aktiv zu werden?

“Der Gedanke, mich ehrenamtlich zu engagieren, war schon länger da. Ich habe nur auf meinen Ruhestand gewartet, um endlich Zeit dafür zu haben“, erzählt Rafael. „Ich hatte die Sorge, nach dem Berufsleben in das berühmte Loch zu fallen – ist zum Glück nicht passiert!“ Bei seiner Suche nach einem passenden Engagement entschied sich Rafael gezielt für die Arbeit mit Erwachsenen. Über einen online Termin mit TATENDRANG erhielt er mehrere Vorschläge und entschied sich schließlich für das Malteser Jobmentoring. „Die Struktur mit 10 bis 15 Wochen Betreuung pro Person finde ich super – man kann sich die Zeit gut einteilen und es gibt einen klaren Abschluss. Man muss auch lernen, loszulassen. Mir gefällt, dass ich immer wieder neue Menschen kennenlerne und sie ein Stück ihres Weges begleiten kann.“

Wo engagierst Du Dich und was machst Du dort genau?

Seit drei Jahren unterstütze ich das Malteser Jobmentoring vor allem im Bereich Computerkenntnisse – dabei hilft mir meine Praxiserfahrung aus 35 Jahren in der Entwicklung bei BMW. Ich führe PC-Schulung für Geflüchtete durch und helfe ihnen, digitale Fähigkeiten zu erlernen, die für den Arbeitsmarkt essenziell sind. Alle können mit dem Handy umgehen, aber mit dem Laptop sieht es anders aus. Deshalb geht es in meinen Schulungen viel um Microsoft Office oder Google Office, weil es kostenlos ist und auch am Handy funktioniert. Ich habe selbst Schulungsunterlagen erstellt, um den Teilnehmer:innen eine verlässliche Lernhilfe an die Hand zu geben. Neben den digitalen Grundlagen unterstütze ich auch bei Bewerbungen: Ich helfe beim Erstellen des Lebenslaufs, beim Anschreiben und zeige, wo man Stellenangebote findet. Manchmal ergeben sich aber auch ganz andere Themen – etwa als jemand Automechaniker war und Kontakte in der Branche gesucht hat. Da konnte ich mit meiner beruflichen Vergangenheit gut mit Rat und Tat zur Seite stehen. Besonders schätze ich die gute Struktur des Jobmentorings: Es gibt feste Unterrichtsräume, ein erstes gemeinsames Treffen zur Einführung und das Team reagiert schnell auf Fragen. Auch, dass die Malteser Laptops für die Mentees bereitstellen, ist ein großer Vorteil.

Welchen Gewinn siehst Du für Dich selbst?

Für mich ist das eine sinnvolle Aufgabe, die mir Struktur gibt. Ich bin nicht nur ehrenamtlich aktiv, sondern knüpfe auch Kontakte zu anderen Ehrenamtlichen. Wir tauschen uns aus, gehen alle paar Monate zusammen essen – das ist ein schöner Ausgleich. Doch nicht nur für mich ist das Jobmentoring eine Bereicherung: Die Geflüchteten spüren die menschliche Wärme und haben endlich Kontakt zu Einheimischen, die ihnen wohlwollend gegenüberstehen. Ich mag es auch von Deutschland und unserer Kultur zu erzählen. In meinen Word-Schulungen nutzen wir zum Beispiel Songtexte wie „99 Luftballons“ für Übungen – das macht das Lernen spielerisch und unterhaltsam. Ich finde auch die Schulungen, die die Malteser für Ehrenamtliche anbieten, sehr hilfreich: Es gibt Schulungen zu kulturellen Aspekten, Asylrecht, Arbeitserlaubnis und Anlaufstellen für Geflüchtete. Das hilft enorm, um besser zu verstehen, womit die Mentees konfrontiert sind.

Welches Erlebnis, welche Erfahrung war für Dich besonders überraschend oder berührend?

Eine der kreativsten Ideen kam von Ehrenamtskoordinatorin Monika Heck: eine App-gesteuerte Schnitzeljagd durch München. Wir haben eine Tour durch die Stadt entwickelt, die Geflüchtete zu wichtigen Anlaufstellen wie dem KVR oder dem Arbeitsamt führt – mit Fragen und Infos zu jedem Ort. Diese Idee wird derzeit weiterentwickelt, um sie vielleicht sogar als Social-Day-Projekt mit Unternehmen umzusetzen.
Besonders beeindruckt haben mich die individuellen Geschichten der Teilnehmer:innen. Ich habe zwei junge Männer aus Afghanistan betreut – beide sehr ehrgeizig, mit dem festen Willen, hier auf die Füße zu kommen. Einer hatte große Sorgen um seinen Bruder, der in Unterfranken untergekommen ist und den er nach München holen wollte.
Manche Teilnehmende stehen vor großen Herausforderungen: Ein junger Mann aus Nigeria war Automechaniker. In Deutschland ist es schwer, in seinem Beruf Fuß zu fassen. Ich habe ihm geholfen, Kontakte zu finden und seinen Lebenslauf anzupassen. Ein anderer arbeitet nachts an der Hotelrezeption, weil er tagsüber noch Englisch lernen muss. Auch gemeinsame Unternehmungen spielen eine große Rolle. Wir haben Treffen in Restaurants, Wanderungen und eine große Weihnachtsfeier mit allen Maltesern. Solche Events stärken das Gemeinschaftsgefühl und sind eine tolle Gelegenheit, sich auch außerhalb der Schulungen auszutauschen.

Welche Tipps hast Du für andere Menschen, die sich auch engagieren möchten?

Ich finde das Konzept von TATENDRANG und die Beratung perfekt für alle, die ein Ehrenamt suchen. Auch der Einstieg bei den Maltesern ist gut strukturiert, und man bekommt dort eine umfassende Einführung. Besonders hilfreich fand ich die Schulung zur interkulturellen Sensibilisierung: Es ist wichtig zu verstehen, dass unsere Wahrnehmung nicht immer der Realität der anderen entspricht. Diese Schulung hat mir sehr geholfen, kulturelle Unterschiede besser zu verstehen.

Für mich persönlich ist das Ehrenamt ein wertvoller Zeitvertreib, der mir viel Spaß macht und gleichzeitig etwas Sinnvolles in das Leben anderer Menschen bringt.

Autor:in: Nicole Metz
Gespräch vom: 30.01.2025

Hier ist Rafael ehrenamtlich engagiert

Malteser Jobmentoring
Integration für geflüchtete Menschen
Zwei Männder sitzen am PC, der Ältere erklärt dem jüngeren etwas. Der jüngere Mann hat einen Mgrationshintergrund.
EDV-Kurs bei den Jobmentoren | Foto: Stéphanie von Waldstein
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