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Mama lernt Deutsch

Gemeinsam Deutsch lernen und Kontakte knüpfen
Mütter mit Migrationshintergrund lernen Deutsch - angeleitet von Freiwilligen
Mama lernt Deutsch Gruppe | Foto: Immanuel Rahman

Organisations Profil:

Engagement-Bereiche:

Migration und Flucht

Einsatzart:

langfristig und regelmäßig

Webseite:

Deutsch lernen von Frauen für Frauen – mittlerweile gibt es in ganz München Gruppen von „Mama lernt Deutsch“. Frauen aus allen Ländern können mit ihren Kleinkindern daran teilnehmen. Sie werden von ehrenamtlichen Lernbegleiterinnen und Kinderbetreuerinnen unterstützt.

das leitungstrio
Das Leitungstrio von Mama lernt Deutsch

2007 war die Geburtsstunde von „Mama lernt Deutsch“. Auf Riki Überreiter, die damals noch als Beauftragte für Bürgerschaftliches Engagement im Sozialreferat arbeitete, kam eine Ehrenamtliche zu, die in Pasing eine Gruppe für junge Mütter gründen wollte. Schnell waren Räume gefunden, Aushänge gemacht und in kürzester Zeit meldeten sich zehn Frauen aus unterschiedlichen Ländern an, die gemeinsam Deutsch lernen und ihre Kinder mitbringen wollten.

„Die Pasinger Gruppe existiert heute noch,“ freut sich Riki Überreiter. 2015 ging sie in Rente, doch ohne eine sinnvolle Aufgabe wollte sie nicht sein. Mit Einverständnis des Sozialreferats übernahm sie die weitere Verantwortung für ihr Herzensprojekt, sammelte Spenden und Fördermittel und sorgte dafür, dass „Mama lernt Deutsch“ weiterwuchs. 2015 waren es schon zehn Gruppen. 2017 kam Gabriele Keller als ehrenamtliche Lernbegleiterin dazu, sie übernahm eine Gruppe in Riem. Sie war so begeistert von ihrer Arbeit und dem Projekt, dass sie sich dazu entschloss, gemeinsam mit Riki Überreiter „Mama lernt Deutsch“ weiterzuentwickeln. Seit 2023 ergänzt Kathrin Wilke das Leitungstrio.

Frauen mit Kindern finden Anschluss und lernen Deutsch

Das Projekt fand 2019 mit dem Verein für Fraueninteressen e.V., einem Träger von 14 sozialen Einrichtungen, das ideale Dach. „Seither ist die Zahl unserer Gruppen förmlich explodiert,“ berichtet Gabriele Keller. Aktuell sind es 30 Gruppen an 27 Standorten in ganz München. Rund 100 ehrenamtliche Lernbegleiter:innen und Kinderbetreuer:innen halten die Gruppen am Laufen. „Allein im letzten Quartal 2023 besuchten 1.780 Frauen mit 800 Kindern unsere Kurse.“ Riki Überreiter konnte die Zahlen erst selbst kaum glauben.
Und der Bedarf wie auch der Gewinn für die Frauen sei weiterhin riesengroß, bekräftigen die Projektleiterinnen. „Frauen mit kleinen Kindern, die noch nicht in die Kita gehen, können keine Deutschkurse besuchen,“ erklärt Gabriele Keller. Die Folge ist: Sie leben isoliert, können kein Deutsch und finden keinen Anschluss.

Die Frauengruppen sind sehr gemischt, das macht es besonders spannend,

berichtet Kathrin Wilke. Es kommen geflüchtete Frauen, ebenso wie Frauen, die zum Beispiel mit ihren Ehemännern nach Deutschland gezogen sind. In Kleingruppen lernen sie – je nach ihrem Sprachniveau – neue Wörter kennen, trauen sich, Deutsch zu sprechen und teilen ihre Erfahrungen. Oft entstehen Freundschaften, die Frauen unterstützen sich gegenseitig.

Ehrenamtliche schaffen eine persönliche Atmosphäre

Ehrenamtliche leiten und begleiten die Gruppen – entweder als Lernbegleiterinnen oder in der Kinderbetreuung. Die wöchentlichen Treffen finden während der Schulzeit statt und dauern ca. 2 Stunden. Start ist in der Regel ein gemeinsames Frühstück, das von den Ehrenamtlichen vorbereitet wird. Danach teilen sich die Frauen in Kleingruppen auf – je nach Sprachniveau. Bei jedem Treffen steht ein Thema im Vordergrund. Die Themen werden mit den Frauen abgestimmt. Gesprochen wird über Alltagssituationen wie Einkaufen oder Arztbesuche. Die Teilnahme ist kostenfrei, es ist keine Anmeldung notwendig und Babys und kleine Kinder dürfen gerne dabei sein.
„Auch unser Ehrenamtlichen-Team ist sehr vielfältig,“ berichtet Riki Überreiter, „die jüngste ist 21, die älteste 93 Jahre alt.“ Frauen aller Nationen sind als Ehrenamtliche willkommen. Die Lernbegleiterinnen sollten über sehr gute Deutschkenntnisse verfügen, bei den Kinderbetreuerinnen sind Grundkenntnisse wichtig.

„Die Freiwilligen sollten tagsüber Zeit haben und mindestens ein Schuljahr lang bleiben,“ wünscht sich das Leitungstrio, „Das ist für den Gruppenzusammenhalt sehr wichtig.“
Dass „Mama lernt Deutsch“ für die Mamas wie auch die Ehrenamtlichen ein voller Erfolg ist, zeigen die rasant wachsenden Zahlen an Teilnehmerinnen und Ehrenamtlichen.

Die Ehrenamtlichen schaffen eine ganz persönliche Atmosphäre,

erzählt Kathrin Wilke, „das könnte eine professionelle Leitung gar nicht schaffen.“

Es motiviert zu erleben, wie sich die Frauen entwickeln

Die interkulturellen Kontakte, der Austausch, die Möglichkeit, die Gruppen gemeinsam zu gestalten und zu sehen, wie sich die Frauen weiterentwickeln, das beflügelt und motiviert die Freiwilligen. Wer sich für ein Engagement bei „Mama lernt Deutsch“ interessiert, kann erst einmal hospitieren. Die Projektleiterinnen unterstützen mit Rat und Tat und begleiten neue Gruppen am Anfang. „Die teilnehmenden Frauen sind teilweise traumatisiert,“ erklärt Riki Überreiter, „deshalb bereiten wir unsere Freiwilligen auch auf besondere Situationen vor.“ Achtsamkeit, Sensibilität, aber auch die Fähigkeit, sich abzugrenzen, sind Eigenschaften, die Ehrenamtliche mitbringen sollten.
Auch wenn es immer wieder neue Herausforderungen gibt, Riki Überreiter, Gabriele Keller und Kathrin Wilke merkt man die Begeisterung für ihr Projekt an. Sie berichten von sehr bewegenden Erlebnissen, zum Beispiel von Freundschaften, die zwischen Ukrainerinnen und Russinnen entstanden sind. Von der Freude und dem Aufblühen afghanischer Frauen aus Flüchtlingsunterkünften, die beginnen Rad zu fahren. „Es ist eine Art Friedensarbeit, die wir machen“, sagt Riki Überreiter, „die es ansonsten nicht gäbe.“

unterrichtsmaterial für mama lernt deutsch und zwei unterarme
Die Gruppen sind nach Sprachniveau unterteilt | Foto: Immanuel Rahman
Unsere Autorin Renate Volk
Autor:in: Renate
Gespräch vom: 10.04.2024

Ehrenamtsgeschichten über die Organisation

Mit Mama lernt Deutsch den Spracherwerb ermöglichen

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