Jennifer – 36 Jahre
Als begeisterte Leserin möchte Ulrike ihre Leidenschaft weitergeben. Sie unterstützt ihr Lesekind in der Grundschule, sich sicher in der Welt der Buchstaben zu bewegen und erhöht so dessen Chance auf einen guten Bildungsabschluss.
Schon seit längerer Zeit verspürte ich den Wunsch, mehr in Kontakt mit Kindern zu kommen, gepaart mit dem Bedürfnis, über ein Ehrenamt meinen Beitrag für ein solidarisches gesellschaftliches Miteinander zu leisten. Meine Recherche führte mich zur Freiwilligen-Agentur TATENDRANG und ihren Vermittlungsangeboten in den unterschiedlichsten Bereichen. Nach einem ersten Beratungsgespräch war ich zwar sehr motiviert und begeistert von der Vielfalt an Möglichkeiten, aber gleichzeitig unsicher im Hinblick auf die Vereinbarkeit des Engagements mit meinem beruflichen Alltag.
Über den Newsletter von TATENDRANG wurde ich – während der Pandemie im Home-Office – auf die Initiative LESEZEICHEN aufmerksam. LESEZEICHEN ist ein von TATENDRANG ins Leben gerufenes Projekt, das Lese- und Sprachpaten für Kinder und Jugendliche vermittelt, um diese bei der Entwicklung ihrer Lese-und Sprachkompetenz zu begleiten und zu fördern. Sofort schrieb ich LESEZEICHEN an und kam nach einem persönlichen Gespräch mit dem Kontakt einer Grundschule in meiner Nähe nach Hause. Innerhalb einer Woche hatte ich dort einen Termin für meine erste Stunde als Lesepatin in der 4. Klasse vereinbart.
Als passionierte Leserin war ich sofort begeistert, da ich weiß, wie wichtig dies als Grundlage sämtlicher Wissensvermittlung ist. Ich erinnerte mich auch, wie erleichternd ich es als Kind fand, mir über Bücher neue Welten und Fluchten erschließen zu können.
In einem 1:1 Rahmen unterstütze ich als Lesepatin einmal wöchentlich vormittags einen 9-jährigen Grundschüler bosnischer Herkunft beim Lesen, Vorlesen und Schreiben. Mein Einsatz findet parallel zur regulären Lesestunde in der Bibliothek der Schule statt. Gleich in der ersten Stunde ließ er sich ohne jeden Vorbehalt ein und schenkte mir sein Vertrauen. Zum Kennenlernen haben wir gegenseitig Steckbriefe mit persönlichen Informationen zu Hobbies, Wünschen, Familie und Freunden ausgetauscht. Das mochte er sehr. Seitdem üben wir regelmäßig den Umgang mit Texten und Geschichten, um sein Leseverständnis zu schulen und mehr Spaß an Sprache zu vermitteln – denn eigentlich zockt er in seiner Freizeit am liebsten mit Videospielen.
Wichtig ist mir als Lesepatin dabei, spielerisch vorzugehen und ihm den Freiraum zu geben, auch mal vom „Plan“ abzuweichen. Dazu stellt LESEZEICHEN viele nützliche Materialien, z.B. eine wöchentliche Kinderzeitung mit Rätseln, Bildern und Witzen zur Verfügung. Zusätzlich gibt es regelmäßige Schulungen für Pat:innen zu Schwerpunktthemen. Auch die Klassenlehrerin unterstützt mit Materialien und Aufgaben. Nach jeder Stunde ist Zeit für einen kurzen Austausch mit ihr, so dass ich mich rundum gut betreut fühle.
Seit Oktober 2021 fühlt sich mein Leben sinnvoller an. Der Grund dafür ist mein wöchentlicher Einsatz als Lesepatin.
Meine wöchentlichen Schulausflüge sind erfüllend und ermöglichen Einblicke in mir unbekannte Welten. Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich mein Patenkind abhole und merke, dass es sich auf die Stunde freut und wir kleine Fortschritte machen. Dabei lerne ich von ihm jedes Mal selbst unglaublich viel dazu und tauche tiefer in den Kosmos „Schule“ und „Kind sein“ ein, was für mich sehr spannend ist. Viel hat sich seit meiner eigenen Schulzeit verändert, und ich bin gleichermaßen fasziniert von Kindern und Lehrern, dem großen Engagement, was dort spürbar wird aber auch den Hürden, die es v.a. im Bereich Lesen und Schreiben für Schüler und Schulen in Anbetracht moderner Technologien, Videospiele und dem Konsum vorgefertigter Informationen zu nehmen gilt. Das regt zum Nachdenken an. Ich habe als Lesepatin ein Herzensprojekt entdeckt und bin dankbar für die Erfahrungen, die ich dadurch machen kann. Mit wenig Einsatz bekomme ich so viel mehr zurück. Ich werde mein Patenkind bis zum Ende des Schuljahres begleiten. Und freue mich auf einen weiteren Einsatz danach!
Es gibt oft Zweifel, bevor man sich für ein Engagement entscheidet – passt es zeitlich, bekomme ich das unter, auch langfristig, bin ich für die Aufgabe geeignet…? Ich rate allen, es einfach auszuprobieren und nicht zu viel vorher zu grübeln. Denn wenn die erste Hürde genommen ist und man einmal dabei ist, löst sich alles schnell auf. Dank Home-Office Regelungen gibt es mehr Flexibilität, die Einsätze auch unter der Woche in den Alltag zu integrieren. Eine gute Möglichkeit zum Ausprobieren sind zudem die spontanen Hilfsangebote, die TATENDRANG über einen Whats-App-Newsletter kurzfristig versendet, und bei denen man sich stunden- oder tageweise ausprobieren kann.
Sie möchten auch aktiv werden? Wir finden das passende Engagement für Sie.